In den letzten Jahren ist für Männer der eigene Körper zu einem Thema geworden – zu einem Medium der Selbstdarstellung und zu einem Objekt, das verbessert oder optimiert werden könnte. Die Stadt Berlin nun erscheint mir ohnehin als eine Selbstdarsteller:innen Bühne par excellence und insofern frage ich mich, wie sie von Männern dafür genutzt wird.
Den Körper sehe ich dabei als Medium und als Material im weitesten Sinne, als ein Ding, das mit Wünschen und Hoffnungen beladen wird.
Der Berliner Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme hat uns 2006 mit seiner groß angelegten Studie Fetischismus und Kultur eingeladen, all die Dinge, denen wir Energien, Kräfte oder Macht zuschreiben, als Fetische zu verstehen. Wir modernen Menschen hatten zwar gelernt, dass wir Objekten keine Handlungsmacht oder Wirkmächtigkeit zusprechen sollen. Solches Denken galt demnach als abergläubisch und vormodern. Doch die magischen, mythischen, kultischen oder religiösen Praktiken der Vormoderne kanalisierten bloß Energien und Bedürfnisse, die uns »modernen« Menschen auch nicht fremd sind. Und deshalb, so Böhme, haben wir für diese Energien und Bedürfnisse neue Praktiken geschaffen – Esoterik und Aberglauben, Starkult und Warenfetischismus beispielsweise.
Der Körperkult der jüngsten Vergangenheit gehört ebenfalls in diese Kategorie, denn der Körper wird als tragbarer Fitness Ausweis und als Kern der modischen Selbstdarstellung zum Träger vieler Hoffnungen und Wünsche. Und das gilt eben nicht nur für die Präsentation auf den Social-Media-Kanälen, sondern auch für den Stadtraum. Von daher lade ich dich ein, in Berlin nach »aufgeladenen« Männerkörpern
zu suchen.
Theo Steiner