»Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.«
»Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.«
Dieses Zitat von Samuel Beckett ist ein oft zitiertes Mantra in unserer Zeit. Der Satz vom schönen Scheitern ist inzwischen so populär, dass er Einzug in den privaten und beruflichen Alltag gehalten hat und als tätowierter Spruch auf Unterarmen herhalten muss. Gelesen wird er als lockerer Umgang mit dem »Versagen« und als ein innovativer Umgang mit Fehlern; Scheitern als Chance, die Niederlage soll positiv gedeutet werden.
Eine Interpretation übrigens, die der Intention von Becketts vollständigem Text leider nicht gerecht wird. Er spitzt in seinem Text die Widersprüche der menschlichen Existenz und das Aushalten des Unberechenbaren auf extreme Weise zu; ein chaotisches Prinzip des Lebens und dessen Unvermeidbarkeit.
Berlin ist die Hauptstadt des Scheiterns, des Scherben-Kehrens und des immer wieder Neu-Erfindens. Phönix aus der Asche, jede Dekade aufs Neue. Ich lebe seit mehr als drei Jahrzehnten in dieser Stadt und habe einen großen Teil dieser ständigen Wandlungen mit gelebt. Es war ein Fluch und ein Segen, aber ich liebe diese Stadt trotz aller Verwerfungen.
Wo siehst du mit deinem frischen Blick auf Berlin die Verfehlungen, Versuch und Irrtum, das Scheitern, die Ergebnisse des nicht zu Ende Gedachten …? Wo sind die Improvisation des Neustarts, die Versuche der Neujustierung oder eines Neubeginns mit scheinbarem Erfolg sichtbar?
Sevrina Giard