Mimikry ist eine Schutzeinrichtung zur Tarnung. In der Natur ist sie ein Vorteil zum Überleben durch Anpassung.
Anpassung, die der Täuschung oder dem eigenen Schutz dient.
Mimikry dient dem Verschmelzen mit der Umwelt, dem Verschwinden.
In der Psychologie bezeichnet man Mimikry als das Phänomen, dass Menschen andere Menschen automatisch und unbewusst nachahmen. Es führt dazu, dass die Nachgeahmten die Anderen eher mögen und sich so eine bessere Beziehung zwischen den Beteiligten aufbaut. Verhaltensbezogene und verbale Mimikry kann aber auch dazu führen, dass man sich leichter überzeugen lässt, wenn man nachgeahmt wird. Man wird vom Gegenüber gespiegelt.
Mimikry kann auch als Akt der Tarnung gesehen werden: Man verschwindet als wahrnehmbares Objekt in der Großstadt. In diesem Sinn wird dieses Verhalten mehrfach in den von Hans Ostwald herausgegebenen »Großstadt-Dokumente« beschrieben. Ostwald hat im Rahmen seiner Metropolen-Forschung von 1904 bis 1908 fünfzig Bände über das Leben in der Großstadt und die Eigenheiten des sozialen Miteinanders herausgebracht.
Das nachahmende Verhalten wird von dem Autor Magnus Hirschfeld in Band 41 sogar als »Gesetz der Mimikry« beschrieben. Damit untersuchte er Dynamiken der Imitation und Verwandlung als Strategie der Tarnung, die aus sozialen und ökonomischen Konflikten erwachsen.
Wo sind nun in unserer Zeit Ausprägungen von Mimikry in der Großstadt Wien zu finden? Wo werden solche Phänomene in der Gesellschaft, im öffentlichen oder privaten Raum sichtbar?
Du hast lange in Wien gelebt und gearbeitet. Diese Stadt war dein Zuhause. Wo siehst du Beispiele von Mimikry in deiner ehemaligen Heimat?
Sevrina Giard